Der Prager Frühling brachte dem tschechischen Volk eine bisher ungeahnte Sympathie-Welle in der österreichischen Öffentlichkeit. Diese positive Grundstimmung wirkte auch während der „Normalisierung“ in der Tschechoslowakei weiter und führte zu einer Vielzahl von Hilfeleistungen für die tschechoslowakische Opposition. Georg Breuer, der im Zuge des „Normalisierungsprozesses“ von der österreichischen KPÖ ausgeschlossen wurde, organisierte ein „ČSSR-Solidaritätskomitee“, der damalige Direktor des Wiener Burgtheaters Achim Benning ließ Stücke von Václav Havel und Pavel Kohout spielen, der sozialdemokratische Bundeskanzler Bruno Kreisky organisierte unter der Leitung von Přemysl Janýr sen. Unterstützungsmaßnahmen für etwa 400 emigrierte Unterzeichner der Charta 77. Aber auch die katholische Kirche war aktiv, etwa in Form von Lieferungen von Schriften und Medikamenten an den Prager Kardinal František Tomášek, Unterschriftenaktionen für verfolgte Katholiken u. Ä. Auf der Seite der Österreichischen Volkspartei engagierte sich Erhard Busek, der gemeinsam mit Emil Brix bürgerliche und katholische Dissidenten unterstützte. Der ÖVP-Bundesobmann Alois Mock, nach 1986 Außenminister, traf bei jedem Besuch im „Ostblock“ auch Oppositionelle.
Es diskutieren:
Přemysl Janýr jun. – Charta 77-Signatar, später in Österreich, Publizist (A/CZ)
Karel Schwarzenberg – Politiker, ehem. tschechischer Außenminister, vor 1989 in Österreich lebend, Unterstützer tschechoslowakischer Dissidenten (CZ)
Emil Brix – Diplomat, Historiker und Publizist, Direktor der Diplomatischen Akademie in Wien, vor 1989 aktiver Unterstützer tschechischer Dissidenten (A)
Niklas Perzi – Historiker, Zentrum für Migrationsforschung in St. Pölten, Mitherausgeber des Buches „Nachbarn. Ein österreichisch-tschechisches Geschichtsbuch“ (A)
Moderation: Mojmír Jeřábek – Direktor des Tschechischen Zentrums in Wien (CZ)
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Migrationsforschung (ZMF) in St. Pölten (A) statt.
Die Diskussion wird auf Deutsch geführt und gedolmetscht.
Křenová 10, Schrott gallery