Ein Apfelbaum schwebt in der Luft – Vernissage der Kunstinstallation
Künstlerische Intervention in das Denkmal für Marie Kudeříková
Autor: Pavel Karous
Durchführung: Pavel Karous, Jiří Čermák (Holz), Jirka Kohout (Metall), Kateřina Haderková (Textil)
Für das diesjährige Festival Meeting Brno wird der Bildhauer Pavel Karous eine Kunstinstallation schaffen, die das bestehende Denkmal für Marie Kudeříková aktualisiert, das in den 1970er Jahren von Josef Preclík und Miloš Axman geschaffen wurde. Die Vernissage findet in Anwesenheit des Künstlers am Mittwoch, den 28/7 um 18 Uhr statt. Am selben Tag ist es möglich, mit Pavel Karous eine kommentierte Führung zu den Kunstartefakten im öffentlichen Raum von Brünn zu machen, die um 15 Uhr auf dem Malinovského náměstí vor dem Haus der Künste beginnt.
Pavel Karous (*1979) ist ein Bildhauer, der Kunstobjekte schafft, sich ortsspezifischen Installationen und Interventionen im öffentlichen Raum widmet. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich vor allem mit der Beziehung zwischen Geometrie und der menschlichen Gesellschaft. Sein Langzeitprojekt Aliens und Reiher dokumentiert und popularisiert Kunst im öffentlichen Raum aus der Zeit des Realsozialismus. Sein Buch Aliens und Reiher, das im Rahmen des Projekts entstand, wurde mit dem Preis Das schönstes Buch des Jahres 2013 ausgezeichnet. 2016 schuf er für das Museum Boskovice das Denkmal von Bruno Zwicker, inspiriert vom Leben und Arbeiten des prominenten Brünner Soziologen, der ein Opfer des Holocausts wurde. In Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingszentrum in Oslo schuf er mit seiner Kunstgruppe Nová věčnost (Neue Ewigkeit) die Installation Faschismus und Figuration im Kulturhaus Lørenskog. Derzeit ist er Leiter des Skulpturenateliers an der Schule für zeitgenössische Kunst − Scholastica und moderiert sein eigenes Programm über Kunst im öffentlichen Raum, Aliens und Flamingos.
Marie Kudeříková wurde am 24. März 1921 in einer Bauernfamilie in Vnorovy, Region Hodonín, als älteste Tochter des Legionärs Josef Kudeřík und Františka Kudeříková geboren. In den 1930er Jahren zog die Familie in das Dorf Vrbovce an der mährisch-slowakischen Grenze. Marie Kudeříková besuchte die Schule in Velká nad Veličkou und beendete anschließend das Gymnasium in Strážnice. Während ihres Studiums am Gymnasium lernte sie die Ideen des Kommunismus kennen und identifizierte sich damit. Nach dem Abitur zog sie nach Veverská Bítýška, wo sie eine Sprachschule besuchte und sich der antifaschistischen Widerstandsaktivitäten anschloss − sie arbeitete am Druck und der Verteilung illegaler Flugblätter, brachte Widerstandskämpfer ⃰ innen über die Grenze. Ende 1941 wurde sie jedoch von der Gestapo verhaftet, zu diesem Zeitpunkt wohnte sie bereits in Brünn an der Straße Kamenná 21. Während der langen und schweren Verhöre sagte Kudeříková fast nichts und verriet keinen. In den Vernehmungsprotokollen wurde daher „hartnäckiges Schweigen“ notiert. Im November 1942 wurde sie in Breslau zum Tod durch Enthauptung verurteilt. Nach dem Urteil verbrachte sie vier Monate im Todestrakt. Die Hinrichtung fand am 26. März 1943 statt, zwei Tage nach ihrem 22. Geburtstag.
Während des kommunistischen Regimes wurde die Lebensgeschichte von Marie Kudeříková Teil der politischen Propaganda, nach 1989 geriet sie in Vergessenheit. Die kommunistische Heldin passte nicht in die Nachwendezeit. Doch ihr Vermächtnis kann auch heute noch inspirieren. Deshalb gedenkt das Festival Meeting Brno im Jahr des hundertsten Geburtstages von Marie Kudeříková dieser mutigen Frau mit drei Veranstaltungen: einer Kunstintervention des Bildhauers Pavel Karous, einer Podiumsdiskussion mit Magda Vášáryová und einer Vorführung des Regisseurs und Choreographen Martin Dvořák, die das diesjährige Festival abschließen wird.
Die Kunstinstallation wird bis Anfang September 2021 zu sehen.