Dissens in Brünn
Eine Diskussion über den Dissens in Brünn stellt Spezifika des örtlichen Milieus im Vergleich mit Prag und anderen Städten, seine Vielfältigkeit von Meinungen, Inhalten und Formen dar – den linken Flügel, die Untergrundkirche und Untergrunduniversität sowie Berührungspunkte mit den offiziellen Strukturen. Die Diskussion befasst sich auch mit der zentralen Figur von Jaroslav Šabata. Ein besonderes Thema ist zweifellos der Brünner Samisdat und seine vielen Formen und Provenienzen. Spannend ist auch die Art der Kommunikation, wie die Übermittlung von Informationen, die Einberufung von Besprechungen, die Verbreitung von Nachrichten, die Verbindung zwischen Prag und Brünn in einer Zeit ohne Computer und Internet funktionierte, wie der Samisdat erzeugt wurde, wo und wie sich die Dissidenten trafen. Wichtig sind auch die Meinungen der Diskutierenden zur Entwicklung nach 1989.
Es diskutieren:
Anna Šabatová – Unterzeichnerin der Charta 77 und Mitbegründerin von VONS, Tochter Jaroslav Šabatas, heute tschechische Ombudsfrau
Milan Uhde – Unterzeichner der Charta 77, Dramatiker, Publizist, Politiker, nach 1989 u.a. Kulturminister und Präsident des tschechischen Parlaments
Petr Pospíchal – Unterzeichner der Charta 77 und politischer Gefangener, nach 1989 u.a. Angestellter im Büro des Staatspräsidenten Václav Havel und Botschafter in Bulgarien
Petr Fiala – vor 1989 als Student Teilnehmer der Untergrunduniversität und -kirche, nach 1989 Mitbegründer des Lehrstuhls für Politologie in Brünn und Rektor der Masaryk-Universität, heute Parteivorsitzender der ODS
Petr Oslzlý – Mitveranstalter geheimer Wohnungsseminare der Untergrunduniversität, 1989 einer der Organisatoren des November-Theaterstreiks, heute Rektor der Janáček-Kunstakademie
Jan Kratochvil – Unterzeichner der Charta 77, nach 1989 Gründer und Inhaber eines privaten Museums des tschechischen und slowakischen Exils in Brünn
Partner der Veranstaltung: Schrott Gallery.